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«Eindrucksvolle Frauen, die für die Welt ein Zeichen setzen»



"Die Baseler Zeitung" schreibt:

«Eindrucksvolle Frauen, die für die Welt ein Zeichen setzen»
Interview: Matthias Chapman. Aktualisiert um 15:30 Uhr

Bürgerrechtlerinnen aus Afrika und Arabien erhalten den Friedensnobelpreis. Afrikanistik-Professorin Anne Storch über die Bedeutung für deren Länder und Kontinente.
Nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis im Jahre 1986: Ellen Johnson Sirleaf, die heutige Präsidentin von Liberia.

Die Liberianerinnen Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee sowie die Jemenitin Tawakkul Karman erhalten die Auszeichnung zu gleichen Teilen für ihren Einsatz für die Stärkung der Rollen der Frauen. (Video: Reuters )
Friedensnobelpreis 2011

Das Nobelkomitee belohnt in diesem Jahr die Erfolge von Frauen der Demokratiebewegung in Afrika und der arabischen Welt. Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf, die liberianische Menschenrechtlerin Leymah Gbowee und Tawakkul Karman aus dem Jemen haben den Friedensnobelpreis 2011 zuerkannt bekommen.

Ellen Johnson-Sirleaf: Erste demokratisch bestimmte Staatschefin Afrikas

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Johnson Sirleaf wurde 2005 zur Präsidentin Liberias gewählt und war damit die erste demokratisch bestimmte Staatschefin Afrikas. Zum Zeitpunkt ihres Amtsantritts galt sie als Reformerin und Friedensstifterin. In Liberia tobte bis 2003 ein blutiger Bürgerkrieg. Auch nach dem Ende der Kampfhandlungen gilt die Lage in dem westafrikanischen Land als äusserst angespannt und Uno-Blauhelme überwachen noch immer den fragilen Frieden. In den 80er-Jahren wurde sie zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Sie hatte sich gegen das seit 1980 bestehende Regime von Samuel Doe gestellt. Nach kurzer Zeit wurde sie wieder freigelassen

Frau Storch, wie fiel Ihre erste Reaktion auf die diesjährigen Friedensnobelpreise aus?
Das ist natürlich wunderschön. Das sind drei eindrucksvolle Frauen, die für die ganze Welt ein Zeichen gesetzt haben und die wir bewundern dürfen. Sie haben sich mit Mut, Verständnis und klugen Argumenten für den Frieden eingesetzt. Solches traut man sich in unseren Gesellschaften gar nicht zu. Solches trauen wir ihnen und uns selber in unseren Gesellschaften oft gar nicht zu.

Welches Zeichen wird für Afrika gesetzt?
Es ist nicht alles hoffnungslos, wie es so oft dargestellt wird. Auf dem afrikanischen Kontinent läuft vieles nicht gut, es gibt Hunger, Elend und Gewalt. Aber es gibt trotz allem immer wieder Menschen, die hinstehen und sich für eine Verbesserung der Situation einsetzen.

Kommen die Friedensnobelpreise an diese drei Frauen überraschend?
Bei Ellen Johnson-Sirleaf kommt dieser Preis überhaupt nicht überraschend. Sie gehörte seit Jahren zum engen Favoritenkreis. Zu den anderen Bürgerrechtlerinnen kann ich nicht viel sagen. Meines Erachtens gibt es viele Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler, die Ähnliches geleistet haben.

Hat die heutige Vergabe an zwei Frauen aus Afrika eine Bedeutung für den ganzen Kontinent?
Bei der Kenianerin Wangari Maathai im Jahre 2004 hat man sich in anderen afrikanischen Ländern auch gefreut. Es wird heute ähnlich sein. Und es wird ein Zeichen auch an die vielen Oppositionsbewegungen auf dem Kontinent sein. Diese werden sich bestätigt fühlen. Nämlich, dass es sich lohnt, für friedliche Anliegen zu kämpfen. Wenn man sieht, dass jemand wie Sirleaf sich durchsetzen konnte, dann macht das anderen Mut.

Ein bindendes Element für den Kontinent?
Es gibt auch afrikanische Intellektuelle, die sich für panafrikanische Ideen engagieren. Da spielen vielleicht auch solche ideologischen Positionen eine Rolle.

Hat die heutige Vergabe auch eine Bedeutung für die Rolle der Frau?
Es gib ja nicht «die» Frau auf dem afrikanischen Kontinent. Ich wäre da vorsichtig. Für Frauen, die ohnehin extrem marginalisiert sind, dürfte das bedeutungslos sein. Andererseits sehen wir zum Beispiel in Kamerun Geschäftsfrauen, welche diese Auszeichnung für eine Verbesserung ihrer Situation nicht brauchen, weil sie jetzt schon gut ist.

Aber das Nobel-Komitee habe bewusst drei Frauen geehrt.
Das eben ausgerechnet drei Frauen geehrt werden, ist vielleicht auch ein Zeichen im Sinne der «Arabischen Revolution» und der Veränderungen, die Menschen sich wünschen. Die gestürzten Diktatoren waren Männer, und auch die Kriege in Liberia und Sierra Leone wurden von Männern betrieben. Hier, wie auch im Jemen, sind aber Frauen besonders mutig für eine friedliche und gerechte Gesellschaft eingetreten und haben – wenn man so will – gewonnen. Frauen haben sich für etwas Gutes eingesetzt und haben sich durchgesetzt. Das ist vielleicht eine ganz einfache Botschaft, die dann auch von sehr vielen Menschen in Afrika und auch hier verstanden werden kann. (baz.ch/Newsnetz)

Erstellt: 07.10.2011, 13:08 Uhr

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