Laotses tageschance Nr. 14



Laotses tageschance Nr. 14

14. Lob des Geheimnisses

Man schaut nach ihm und sieht ihn nicht:
Sein Name ist: Gleich.
Man horcht nach ihm und hört ihn nicht:
Sein Name ist: Fein.
Man horcht nach ihm und ergreift ihn nicht:
Sein Name ist: Klein.
Diese drei kann man nicht trennen,
sie sind vermischt und bilden Eines.
Sein Oberes ist nicht klarer,
sein Unteres ist nicht trüber.
Grenzenlos quellend,
man kann ihn nicht nennen,
er reicht zurück ins Nicht-Wesen.
Das ist es, das gestaltlose Gestalt heißt
und das bildloses Bild heißt.
Das ist es, das Unsichtbarkeit heißt:
Ihm entgegenkommend sieht man nicht sein Antlitz,
ihm folgend sieht man nicht seine Rückseite.
Wer erfaßt den SINN des Alten,
kann damit beherrschen das Sein des Heute
und kann die Uranfänge erkennen:
Das ist des SINNS durchgehender Faden.


(Quelle: „Laotse  - Tao te king“, das Buch des Alten vom Sinn des Lebens, aus dem Chinesischen ins Deutsche übertragen und erläutert von Richard Wilhelm, atmosphären-Verlag)

Auf dem Klappentext des Büchleins über Laotse ist folgendes zu lesen:

„Laotse ist der berühmteste Vertreter des Taoismus. Sein „Tao te king“ ist das Herzstück der taoistischen Literatur und die höchste Form menschlicher Weisheit. Es ist der Schlüssel zum Sinn und zum Leben für alle Menschen, die nach Wahrheit streben.
Hier ist Richard Wilhelms epochale Übersetzung des chinesischen Texts ins Deutsche, wie er sie zum ersten Mal 1911 veröffentlicht hat.“

Und weiter:

„Der Leser des Tao te king trifft auf uralte Worte, zum Teil auf verschlüsselte Sprache. Doch es sind Worte, die etwas erahnen lassen möchten, was weit über alle Worte hinausgeht – nämlich die Ebene des Tao: das tiefste Geheimnis und die höchste Wirklichkeit, die wahre Stille und ewige Dauer.“   Martina Darga