Grafenrheinfeld: Stadtrat einmütig gegen längere Laufzeit von Atomkraftwerk

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30.6.10 www.mainpost.de/lokales/schweinfurt/Grafenrheinfeld-Stadtrat-einmuetig-gegen-laengere-Laufzeit;art742,5632801
SCHWEINFURT
Grafenrheinfeld: Stadtrat einmütig gegen längere Laufzeit

Kernkraft: Nur Claus Bebersdorf (FBU) stimmt gegen Resolution der SPD an Merkel, Seehofer und Röttgen

„Erhöhte und unangemessene Gefährdung“, so die SPD: Über 90 Prozent der Schweinfurter wohnen im Zehn-Kilometer-Radius des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld.  Foto: Simone Bauer

In einer am Dienstagnachmittag verabschiedeten Resolution fordert der Stadtrat Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesumweltminister Norbert Röttgen, alle Bundestagsfraktionen und den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf, die Laufzeit des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld nicht zu verlängern.

Die von der SPD-Fraktion als Dringlichkeitsantrag eingebrachte Resolution begründete Werner Bonengel mit den derzeit zur Entscheidung anstehenden Plänen, die Laufzeit der Kernkraftwerke um bis zu 28 Jahre zu verlängern. Das betreffe im Besonderen auch Schweinfurt, dessen Bevölkerung „die erhöhte und unangemessene Gefährdung“ 30 Jahre lang ausgehalten habe. „Gott sei dank ist nichts Tragisches passiert, wenngleich die auffällige Häufung von Leukämiefällen insbesondere bei Kindern bis heute noch als medizinisches Rätsel dargestellt wird“, sagte Bonengel.

Über 90 Prozent der Schweinfurter wohnten im Zehn-Kilometer-Radius. Bei keinem anderen deutschen Atomkraftwerk lebten und arbeiteten so viele Menschen in so großer Nähe. Viele hätten deshalb aufgeatmet, dass 2014 Schluss sein soll. „Aber wieso sollen wir das Atomkraftwerk, wo doch 30 Jahre alles gut gegangen ist, nicht noch länger ertragen?“, fragte er und antwortete selbst: Zum einen, weil sich die Beurteilungsgrundlage für die Gefährdung drastisch verändert habe. Grafenrheinfeld sei gegen Starfighter-Abstürze, nicht aber gegen die heutigen schwereren Militärmaschinen ausgelegt. Außerdem müsse mit dem Absturz größter Passagierflugzeuge gerechnet werden, möglicherweise von Terroristen verursacht. „Dagegen ist das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld in keiner Weise abgesichert.“

„AKW ist Schweinfurtern nicht mehr zuzumuten“

Werner Bonengel, SPD-Fraktionschef und Verfasser der Resolution

Zum Zweiten sei jede Technik nur auf eine maximale Laufzeit ausgelegt. Während aber eine Waschmaschine bis zu ihrem Exitus gefahrlos betrieben werden könne, sei die Risikosteigerung beim AKW „den Schweinfurtern nicht mehr zuzumuten“. Bonengel forderte wegen der von Anfang an bestehenden „besonderen Gefährdungslage unserer Heimatstadt“ von den Kollegen, dafür einzutreten, eine extreme Steigerung des Risikos für Schweinfurt zu vermeiden.

Sie folgten bis auf Claus Bebersdorf (FBU) einmütig. CSU-Fraktionschef Stefan Funk erinnerte, dass der Stadtrat schon bei der Planung des AKW in den 70ern sich „über Parteigrenzen hinweg“ gegen den Bau eingesetzt habe. Die CSU werde deshalb der Resolution zustimmen, unabhängig davon, ob Räte persönlich für oder gegen Kernkraft sind.

SWL-Fraktionschef Adolf Schön wies auf die aktuelle 80-Millionen-Euro-Investition von E.ON hin, was zeige, dass der Betreiber des KKG offenbar fest mit einer längeren Laufzeit über 2014 hinaus rechne. Die Resolution sei insofern ein „politisches Dagegenhalten“. Georg Wiederer (FDP) stimmte im Sinne seines verstorbenen Parteifreunds, Amtsvorgängers und vor allem Anti-AKW-Kämpfers Karl Riederer ab. Marc-Dominic Boberg (Grüne) lobte, was selten ist, die CSU mit einem „Bemerkenswert“. Zumal gerade die CSU kürzlich einen Grünen-Antrag mit gleicher Stoßrichtung abgewürgt habe, als sie mangels Zuständigkeit ein „Nichtbefassen“ durchsetzte. Bei einer Resolution sei das anders, erklärte Sebastian Remelé.

Von Thomas End (SPD) nach seiner persönlichen Meinung befragt, antwortete der OB, dass er Befürworter einer übergangsweisen Energiegewinnung durch Kernkraft sei, aber der Resolution als erster Bürger der Stadt zustimmen werde. Der Stadtrat müsse sich aber der begrenzten Wirksamkeit eines solchen Papiers bewusst sein.



Raimund Kamm

Bayern Allianz 2010 für Atomausstieg & Klimaschutz

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